Montessori Pädagogik

Die Grundbegriffe der Pädagogik

Das Bild vom Kind

  • Montessori bezeichnete das Kind als „Baumeister des Menschen“.
  • Sie verstand darunter, dass die Kinder einen Bauplan ihrer Entwicklung in sich tragen. Kinder sind eigenständige Personen und Experten ihrer Entwicklung mit der Fähigkeit zu lernen
  • Jedes Kind braucht die Möglichkeit sich nach seinem eigenen Rhythmus und seinen spezifischen Fähigkeiten zu entwickeln.
    Nach dem Grundsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“ ist das Erziehungsziel die aktive Förderung kindlicher Unabhängigkeit und Selbstständigkeit durch Selbsttätigkeit

 

Die sensiblen Phasen

  • Montessori versteht unter „sensiblen Phasen“ Zeitabschnitte einer besonderen Empfänglichkeit, also Sensibilität, in denen ein Kind für spezifische Umweltreize, Lerninhalte und Lernerfahrungen besonders offen und aufnahmefähig ist und gut und leicht – unbewusst und scheinbar „wie von selbst“ – die entsprechenden Kompetenzen erwirbt.
  • Die besondere Empfänglichkeit ist von vorübergehender Dauer und klingt nach dem Erwerb der jeweiligen
    bestimmten Fähigkeit wieder ab. Es gilt als sehr schwierig, Phasen nachzuholen.
  • Nach Montessori spielt bei uns deshalb das genaue Beobachten eine wichtige Rolle.
    Es hilft zu erkennen, in welcher sensiblen Phase sich ein Kind befindet und welche Umweltanregungen und Lernherausforderungen wir dafür zur Verfügung stellen können.

 

Die Polarisation der Aufmerksamkeit

  • Polarisation der Aufmerksamkeit bezeichnet einen Zustand der vollkommenen Versunkenheit bei einer Tätigkeit. Ein Kind „polarisiert“ sich auf den Bereich, den es am meisten interessiert. Das Kind ist dabei so auf sein Tun konzentriert, dass es die Umgebung vergisst.
  • Um zu einer solchen Konzentration zu kommen, braucht das Kind Ruhe und Zeit und die Möglichkeit, sich seine Arbeit frei zu wählen. Erwartungs- und Leistungsdruck sowie äußere Zwänge wie ein schneller oder von anderen vorgegebener Wechsel der Beschäftigung und der Lerninhalte wirken hemmend.
    Die Erzieherin hat die Aufgabe, das Kind zu unterstützen, indem sie die Umgebung vorbereitet und wiederholbare Situationen im Kinderhaus schafft, die die Eigenaktivität des Kindes anregen. Außerdem schützt sie das Kind vor Unterbrechungen und
    Störungen von außen.
  • Nach seiner selbstvergessenen, versunkenen Tätigkeit wirkt das Kind gelöst, heiter, gestärkt, ausgeglichen und hilfsbereit.
  • Durch die Polarisation der Aufmerksamkeit gelangt es zur inneren und daraus zur äußeren Ordnung und baut so seine innere Persönlichkeit stufenweise auf.

 

Das Montessori-Material

Durch seine Klarheit, Übersichtlichkeit und Eindeutigkeit, seinen logischen Aufbau und die Erfolgskontrolle gibt das Montessori-Material dem Kind die Möglichkeit, nach der Einführung durch die Pädagogin, selbstständig handelnd Erfahrungen zu machen, Phänomene und Zusammenhänge zu erkennen und zu lernen.
Das Material ist in folgende Bereiche unterteilt:

  • Übungen des täglichen Lebens
  • Übungen zur Bewegungskontrolle (z.B. Verschlüsse auf- und zuschrauben, ein Tablett balancieren…)
  • Übungen zur Pflege der eigenen Person (z.B. Nase putzen, An- und Ausziehen, Hände waschen)
  • Übungen zur Sorge für die Umgebung (z.B. die Türe leise schließen, Kochen, Geschirr spülen, Zusammenkehren, Gartenarbeit)
  • Übungen zur Sorge für andere (z. B. sich begrüßen, gemeinsam abspülen, aufgestellte Regeln einhalten, Essen servieren, Tisch abräumen…)
  • Sinnesmaterial
  • Übungen für den visuellen Sinn (Unterscheidung der Formen, z.B. in dick/dünn, lang/kurz, groß/klein)
  • Übungen für den Tastsinn (taktile Unterscheidungen, z.B. in rauh/glatt)
  • Übungen für den Gehörsinn (akustische Unterscheidung, z.B. in laut/leise)
  • Übungen für den Gewichtssinn (z.B. Unterscheidung von leicht/schwer)
  • Übungen für den Wärmesinn (z.B. Unterscheidung von kalt/warm)
  • Übungen zum Geschmackssinn (Sensibilisierung des Geschmacks, sauer/süß/bitter)
  • Übungen zum Geruchssinn
  • Mathematerial
  • Zahlenraum von 1 bis 10 (z.B. durch numerische Stangen, Sandpapierziffern, Spindelkästen, Ziffern und Chips…)
  • Funktion des Dezimalsystems kennenlernen – Zahlen bis 10.000 (z.B. durch Perlenmaterial, Seguinbretter, Hunderterbrett…)
  • Grundrechenarten handelnd erleben (Additions-, Subtraktions-, Multiplikations-, Divisionsbrett)
  • Sprachmaterial
  • Karten zur Wortschatzbereicherung
  • Materialien zum Schreiben (metallene Einsätze, Sandpapierbuchstaben, bewegliches Alphabet)
  • Material zum Lesen (lautierendes und silbenweises Lesen, Ganzwortlesen, Lesen von Wortgruppen und Sätzen…)
  • Materialien der kosmischen Erziehung
  • Material zur Botanik (z.B. Zuordnen von Blättern/Bäumen)
  • Material zur Zoologie (z.B. Zuordnung von Tier/Kontinent)
  • Material zur Geschichte (z.B. Benennung der Bestandteile einer Ritterrüstung)
  • Material zur Geografie (z.B. Deutschlandpuzzle)

 

Leitgedanken unserer Arbeit

  • Die Kinder mit ihren Bedürfnissen, Fähigkeiten und Interessen stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit.
  • Wir wollen alle Kinder so fördern, dass sie ihre Persönlichkeit entfalten und sich einen selbstbestimmten Platz in unserer Gemeinschaft erobern können.
  • Dabei respektieren wir die kulturellen und religiösen Anliegen der Familien und bemühen uns,darauf Rücksicht zu nehmen, soweit dies im Einklang mit unserer pädagogischen Konzeption steht.
  • Unser Ziel ist es, mit den Kindern zu leben und zu lernen:
  • Wir achten und fördern die Rechte der Kinder auf Erfahrungsräume, auf Bewegung und Ruhe, auf selbstbestimmte Nähe und Distanz, auf freie Zeiteinteilung, auf freie Wahl der Arbeit, auf Mitsprache und Mitgestaltung sowie auf Geheimnisse.
  • Wir respektieren und unterstützen die Neugier und Lebendigkeit der Kinder.
  • Wir achten das Recht jedes Kindes, seine Gefühle auf seine eigene Art auszudrücken.
  • Wir hören den Kindern zu und begleiten sie in ihrer Entwicklung.
  • Wir nehmen Kinder ernst und überprüfen alle Regeln, die wir für sie und mit ihnen aufstellen, auf ihre Sinnhaftigkeit.
  • Wir geben ihnen Wertschätzung und Zuneigung, unabhängig von erbrachten Leistungen.

Man kann nicht frei sein, ohne unabhängig zu sein. Daher sollten alle Handlungen des Kindes das Ziel der Unabhängigkeit haben.

Maria Montessori

Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen.

Maria Montessori